Samstag, 26. Juli 2014

Taten sind lauter als Worte

Es ist eine Sache, wenn beliebige Spielfiguren irgendwas behaupten, aber nie irgendwelche Aktionen sprechen lassen, die ihre Aussage untermauern. NPCs kann man mit dieser Attitüde davonschreiten lassen, da sie meist ohnehin auf wenige Zeilen Daseinsberechtigung reduziert werden. Es ist eine andere Sache, wenn Figuren, wie Protagonisten (Hauptfiguren) und Antagonisten (Widersacher) lediglich mit losen Worten um sich werfen.

Der harmlose Superschurke


Was mir oft unterkommt ist ein Hauptschurke, welcher offensichtlich das böseste Individuum seit Äonen ist und als einzige Konsequenz daraus ein schurkisches Lachen (MUHAHAHA), fiese Drohungen und eine diabolische Selbstsicherheit absondert. Vielleicht brennt er doch noch grundlos (weil böse) ein Dorf nieder und das war es im Wesentlichen. Ja, einen Ort abfackeln oder Leute zu töten ist ganz schön teuflisch, böse und gehört bestraft ... aber wie oft haben wir so etwas schon erlebt? Das ist so generisch, dass es mir nicht einmal mehr als echte "Tat" im Gedächtnis bleibt. Wenn besagter Antagonist wirklich so böse ist, wieso nur sporadisch? Ein echter motivierender Hauptschurke sollte mehr können, als einen auf Schnitzeljagd zu schicken, damit der Spieler ein Adventure hat. Dem Spieler sollte im Bewusstsein bleiben, wieso er seine Reise überhaupt antritt.

Und das funktioniert am Besten über echte, argumentierte Taten, als über bloße Rede darüber, wie böse doch der Feind ist - gleichgültig wer das von sich gibt. Wenn es keinen handfesten Grund gibt, wieso irgendein Schurke aufgehalten werden sollte, existiert keine Spielermotivation und die Reise wirkt reichlich gekünstelt und vergesslich.

Selbiges, wenn der Antagonist eigentlich nichts Schlimmes tut, sondern "lediglich" Unsterblichkeit anstrebt. Soll er es doch machen, wen kümmert es? So lange er es nicht aus moralisch verwerflichen Gründen tut oder "bösartige" Methoden benutzt, wen kümmert es wirklich? Weil er böse lacht?
Erinnert sich wer an die Halloween-Episode der Simpsons, in der [König] Bart den grobschlächtigen Riesen erneut stürzte um wieder an seinen Thron zu kommen, es sich aber herausstellte, dass der Riese der beste König aller Zeiten war? So ähnlich kann man das sehen.

Aber wenn er schon was tut: Bitte aus gutem Grund und nicht, weil er super-duper böse ist.

Die nicht so tollen Helden


Die Facetten von "Helden" sind ziemlich vielschichtig. Sie können motivierte Helden sein, oder keinen Bock auf die ganze Sache haben, sind sarkastische Idioten oder faule Ochsen. Kann alles sein, darf alles sein. Doch auch hier wieder: Ihr Wesen sollte mit ihren Taten zusammenhängen - sie sollten quasi ehrlich zu sich selbst sein.

Wenn wir Protagonisten spielen, die immer wieder hochpreisen wie toll sie sind, aber effektiv nur Leute bescheißen, veralbern, ohne zweite Nachfrage menschliche "Feinde" töten, dann haben wir verbrecherische Heuchler, aber keine Helden.

Wenn wir Protagonisten spielen, die alle Menschen hassen und sie tot sehen wollen, aber pupsige Nebenquests für sie erledigen, steht das ebenfalls wieder im Konflikt mit den Figuren. Und dann stellt sich die Frage, wieso wir überhaupt einen "Antihelden" spielen, wenn er genauso ist wie alle anderen Helden? (Vorausgesetzt, dass sich die Figur aufgrund ihrer eigenen Taten charakterlich nie weiterentwickelt, was meist so ist)

In jedem Fall sind es die eigentlichen Taten, die ausdrücken mit was für einer Figur wir es zu tun haben und nicht das, wovon sie denken, dass sie es sind. Und weil dem so ist, lässt sich eigentlich auch eine beliebige Figur hernehmen, die eventuell selbst nicht weiß was ihr Wesen ist, in eine Situation versetzen in der sie heldenhaft agieren muss und sich somit selbst entdeckt. Und die Preisung des Helden wäre sogar gerechtfertigt. Klingt fast schon menschlich, oder? Ich hoffe doch.

Das waren meine heutigen Gedanken.

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